Informelle, spontane und zufällige Begegnungen sowie komplexe und kreative Gemeinschaftsarbeiten fallen in der Virtualität schwer. ten Wochen der Pandemie in einer krisenhaften Ausnahmesituation befunden haben, in welcher Menschen näher zusammenrücken und sich mit mehr Aufmerksamkeit begegnen. Dieses Phäno- men dürfte ebenfalls einen gewissen Anteil zu den positiven Werten im Hinblick auf Führung und Kommunikationsfluss beigetragen haben. Was aber sicherlich nach der Pandemie bleiben wird und für die Gestaltung und Rolle von Büros der Zukunft einen wichtigen Fakt bildet, ist, dass die Arbeitszeit im Büro absinken wird. Dieses Ab- sinken könnte dabei aber gedämpft werden, dass eben auch deutlich weniger Geschäftstermine, Projekttreffen und Arbeitsmeetings außer Haus stattfinden und stattdessen virtuell über Video- konferenzen – im Homeoffice oder im Büro statt- finden werden. Aber auch Besprechungen inner- halb der Organisation, die früher zusammen mit Kollegen in einem separierten Besprechungsraum stattgefunden haben, werden nach Corona – wie auch schon jetzt – teilweise am Arbeitsplatz zu Hause oder am Schreibtisch im Büro stattfinden. Die vorangegangenen Überlegungen kurz zu- sammengefasst bedeutet, wir können uns zu Hause besser konzentrieren, zumindest wenn die Kinderbetreuung wieder planbar funktioniert, kommen nach Corona weniger oft ins Büro, unter- nehmen weniger geschäftliche Reisen, treffen uns für planbare Meetings häufiger virtuell oder eben in einem verkleinerten Teilnehmerkreis im physischen Raum im Büro und schalten die ab- wesenden Kolleginnen und Kollegen dazu. Neben unserem veränderten Verhalten in Folge der Pandemie erwarten uns in Zukunft aber noch weitere Veränderungen in der Büroarbeit, die das Abbild unserer Büros mitbestimmen und auch ohne die Pandemie als Auslöser in den kommen- den Jahren wirksam werden. Unter diese Entwick- lungen fällt insbesondere die Automatisierung von Aufgaben und die Unterstützung der Menschen durch intelligente, selbstlernende Softwaresyste- me. Das bedeutet, dass einfache Aufgaben we- niger werden und diejenigen Aufgaben, die übrig bleiben, komplexer werden. Diese komplexeren Aufgabenstellungen erfordern zugleich mehr Kommunikation und Zusammenarbeit, aber eben auch mehr Fokussierung und Konzentration. Und eine weitere, das Büro der Zukunft prägende Ent- wicklung wird die Sprachinteraktion sein, die wir heute vorwiegend von Alexa und Siri aus dem heimischen Umfeld kennen, die aber mehr und mehr Teil unserer Büroarbeitswelt im Umgang mit Softwaresystemen wird. In den Büros wird es also lauter, bei einem gleichzeitig ansteigenden Bedarf an Ruhe und Rückzug. In unseren aktuellen Untersuchungen zur Arbeits- welt wird deutlich, dass insbesondere informelle, spontane und zufällige Begegnungen sowie kom- plexe und kreative Gemeinschaftsarbeiten in der Virtualität bislang schwerfallen. Genau diese Tätigkeiten und der Wunsch nach Austausch und Gemeinschaft sind also wichtige Beweggründe für eine Rückkehr ins Büro. Aber wie soll das funktionieren, wenn die Menschen insgesamt weniger vor Ort sein werden und hierdurch die Begegnungswahrscheinlichkeit sinkt? Es gilt nun, neue Formen des Zusammenarbeitens zu organi- sieren, in einem agilen Ansatz, der sich flexibel an dynamische Veränderungen anpassen lässt. Für die neue Normalität nach Corona sollte nun jedes Unternehmen beginnen zu überlegen, wie es die neue hybride Arbeitswelt aus Büro und Homeof- fice für sich gestalten will. Wieviel Homeoffice ist gut, wieviel Autonomie in der Gestaltung dieser Balance wird den einzelnen Teams und ihren Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern zugestanden, wie lassen sich neue Kommunikationsmuster und For- mate zwischen und innerhalb von Bereichen, aber auch zwischen Führungskräften und Mitarbeiten- den sowie zu Kunden und Partnern weiterentwi- ckeln und verstetigen? Das Büro wird für viele Unternehmen auch nach Corona eine essenzielle 32